Folge279
Ich distanziere mich von der diesjährigen Folge vom Dschungelcamp Ich bin ein Star, holt mich hier raus , plumpse aber auch gleich in die nächste Reality Show: The Biggest Loser The Biggest Loser und ärgere mich über unseren Maulwurf, der scheinbar ein Buddel-Praktikum in der Arktis gemacht hat und nun wieder voller Elan zurück ist.
Beim schreiben der Shownotes habe ich übrigens selber bemerkt, dass „The Biggest Loser“ bei Sat1 läuft 🙂
[…] The Biggest Dschungelcamp LoserViva Britannia: VB053 SpracheLob und Tadel: BG033 – WirtschaftsdidaktikStöbercast: STC116 […]
Die kurze Geschichte mit dem Maulwurf fand ich sehr lustig, aber kommen wir nun zu etwas längerem 🙂
Denn wie du weißt ist Essen genau mein Thema, wenn auch auf einer anderen Ebene, also weniger als Gourmet, sondern eher als Gastrosoph. Und dabei weiß ich über das philosophische Radio erst seit Kurzem (Sendung vom 19.12.) dass es so etwas überhaupt gibt.
Glückwunsch zu deinem Sieg über die nächtliche, käsige Pasta 😉
Dir zustimmend bringe ich erneut ein, dass unser Umgang mit Essen
erziehungs- bzw. kulturbedingt ist und die meisten mit dem Essen in
Verbindung stehenden Probleme darauf beruhen, dass wir den Mahlzeiten
und Speisen Funktionen und Bedeutungen gegeben habe und immer noch
geben, für die sie nicht die beste Wahl sind. Essen ist auch Teil von Tradition und Bräuchen, aber das sind ja keine unveränderlichen Konzepte.
Bezeichnend finde ich, dass Einwände zu Essverhalten und Essgewohnheiten in der Regel immer mit einem möglichen Verlust von Genuss und Freude abgewehrt werden. Essen zu genießen und sich dabei wohl zu fühlen hat nichts mit der Art der Speisen und der Zubereitung zu tun, sondern vorrangig, wenn nicht sogar alleinig mit unserer Gewohnheit. Obwohl ich ganz anders esse als du, esse ich trotzdem bewusst, mit Genuss und Freude, fühle mich dabei wohl und zufrieden. Ich verzichte nicht und mir fehlt auch nichts, denn ich folge eigenen Ansichten und Überzeugungen und keinen Regeln oder Vorgaben. (Es ist also nicht so, dass ich bspw. kein Fleisch essen darf oder kann, ich will es einfach nicht.) Oder vielleicht kann ich es auf diese Weise verdeutlichen: Was ich esse ist besonders, aber wenn ich was besonderes will, dann ist das selten etwas zu essen.
Wir können noch so bedacht und bewusst einkaufen und zubereiten und
essen, so lange wir essen, obwohl es nicht um die Nahrungsaufnahme geht, können Konflikte und Zwiespälte entstehen. In Gemeinschaft sein ist toll, sich zu belohnen ist wundervoll, … aber das sind alles psychische Effekte, die wir über den Umweg des physischen zu erlangen versuchen. Mit der Aussage will ich diesen Weg nicht in Abrede stellen, aber mir fällt auf, an wie vielen Stellen das Essen ein Platzhalter oder Türöffner ist und wünschte mir mehr Kreativität und Bereitschaft bei der Absicht allein oder gemeinsam schöne Momente und gute Stimmung zu erleben.
Denn selbst, wenn wir dahin kommen, dass unsere Nahrung nur noch umwelt- und sozialverträglich und gesund hergestellt würde und selbst wenn wir an glücklich getötete Tiere glaubten, solange wir ans Essen Ansprüche stellen, dass es bspw. aufregend und abwechslungsreich sein soll, begeben wir uns in eine Aufwärtsspirale. Denn um Abstumpfen und Routine zu entkommen, brauchen wir ständig neue Ressourcen und eben mehr als zur Ernährung notwendig wäre.
Abschließend noch ein Vortrag, in dem erklärt wird, dass mindestens eine Ideologie hinter unserer gewohnten Speisewahl steht.
Ansonsten: guten Appetit und fröhliches Podcasten
Jan
Interessant aber auch etwas einseitig
Wenn das ganze so einfach währe, könnten wir z.b. wie in Matrix einen Synthetischen Geschmackslosen „Brei“ zu uns nehmen der uns am Leben erhält
Kochen ist einfach auch als Kultur zu sehen, und wenn wir ehrlich sind wenn wir vom „Glücklichen Schwein“ sprechen müssen wir auch vom „Glücklichen Soja“ sprechen und dann wirds eng
Jetzt erst die Folge 280 gehört und auf die weiteren Kommentare hier gestoßen 🙂
Also ich plädiere nicht für functional food!
Ich streite nicht ab, dass Kochen und Essen Kultur ist, aber daraus ergibt sich keine Zwangsläufigkeit oder die Notwendigkeit der Stagnation. Wir können Kultur auch bewusst und aktiv schaffen und eben eine Kultur kreieren, die etwas durchdachter ist.
Soja ist für mich auch keine Alternative zum Fleisch, ich esse beides nicht. Hinzukommt, dass die Sojaproblematik auch an der Fleischproblematik hängt, denn das Futtersoja ist die Katastrophe, nicht das überwiegende Bio-Zeug für die vegetarischen Lebensmittel, das auch noch in Europa angebaut und verarbeitet wird.
Vom „Glücklichen Soja“ zu sprechen find ich gar nicht blöd. Man kann auch einfach „Fairtrade“ und (um dieses abgedroschene Wort zu benutzen…) „Nachhaltig produziert“ dazu sagen. Also nix genmanipuliertes, keine abgeholzten Regenwälder, sorgsamer Umgang mit dem Boden und faire Arbeitsbedingungen. Und schon hast Du „Glücklichen Soja“.
Und: viele Menschen auf der Welt tun nix anderes, als geschmacklosen Brei zu essen, der sie am Leben erhält…
Ich glaub, ich versteh schon, was Jan meint. Um den Siebziger der Urstrumpftante zu feiern, braucht es nicht drei Spanferkel. Man könnte ja rein theoretisch auch bei einem Teller leckerem Wintergemüseeintopf mit frisch gebackenem Brot gemütlich beisammen sitzen und sich freuen, dass die Mitzi-Tant‘ noch unter uns weilt!
Oder, Jan, meinst Du, dass „alltägliche“ Essen soll schon was Besonderes für uns sein, damit wir zufrieden sind?
Essen lässt sich eben aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Anfangs trieb mich der Umstand, dass Tiere verdinglicht und wie sie verarbeitet werden, mit allem was an ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten dazu gehört. Dann der gesundheitliche Aspekt und letztendlich auch der psychologische.
Essen erfüllt für mich eine physiologische Funktion und dennoch genieße ich dabei. Auf der einen Seite ist es eine Notwendigkeit, der ich viel weniger Bedeutung und Aufgaben zuspreche als es allgemein üblich ist, auf der anderen Seite schätze ich mit Aufmerksamkeit und Achtsamkeit zu essen, also eher allein, ohne Gespräch und Gesellschaft. Nicht aus einem spirituellen Ansatz, sondern um den Vorgang bewusster und dadurch auch effektiver zu erleben.
Es ist toll zusammen zu sein und zu feiern und sich zu freuen, aber dass dies in der Regel nur in Verbindung mit Essen zu denken ist, finde ich etwas einschränkend und erschreckend. Mag etwas übertrieben sein, aber zu sehen, dass zentrales Ereignis und einziger Halt und Angelpunkt vieler Interaktionen im Essen liegt hat doch auch etwas armseliges. Das Wort klingt mir jetzt selber etwas zu hart, aber was bleibt übrig oder fällt ein, wenn gewohnte Zusammenkünfte und Treffen ohne Essen gestaltet werden?
Interessante Ansicht, die Wintersuppe könnte Oma wohl auch ohne Gebiss essen 😉
Aber da kommt eben wieder dieses Kulturelle Problem, Omas Geburtstag etwas besonderes … also macht man Spanferkel eben weil es etwas besonderes ist
Ich sehe das wohl eher etwas „Spiritueller“
Viele Vegetarier sagen ich will kein Fleisch ich töte kein Tier
Tier = Lebenwesen
Pflanze = ???
Nach unserer Definition von Lebenwesen ist das alles was sich selbst vermehrt und dann begehen wir eben auch „Mord“ an dem Gemüse was wie vom Feld holen. Somit spielt es keine Rolle mehr ob wir ein Schwein oder einen Kohlrabi züchten wenn wir so oder so die Absicht haben uns davon zu ernähren also einen „Mord“ zu begehen, das jetzt natürlich nur Sinngemäß
Schön formuliert „Fairtrade“ Gemüse währe wahrscheinlich so weit als möglich Glückliches Gemüse. Ich denke entscheident ist der Respekt dem man vor seinem Essen hat, wenn man 3 Spanferkel hat weil 50 Leute gekommen sind ist das vielleicht real, wenn man 3 Sparnferkel hat für 10 Gäste die kommen ist das sicherlich bescheuert !
Das ganze ist irgendwie fast schon ein Philosopschies Problem den ich denke nicht wenn man alles zusammen nimmt, das die Produktion von Gemüse wirklich so viel besser bzw. die Erzeugung von Fleisch so viel Aufwändiger ist, man muß immer sehen das Fleisch eben einen Unglaublichen Ernährungswert (Kj) darstellt
Mir Persönlich tun Vegetarier irgendwie immer etwas leid, wenn ich einen schönen gegrillten Fisch auf dem Teller habe und mir denke „Schade das die auf sowas nicht schmecken können“ aber ich respektiere da jeden, tuhe mich aber eben damit schwer wenn jemand meint „Ich töte keine Lebewesen“
Diese Argumentation darum, dass auch Pflanzen Lebewesen sind lässt sich schnell auflösen, denn mit dem Verzehr eines Tieres ist ein hohes Pflanzentöten schon inbegriffen, größer als das, was durch den reinen Pflanzenverzehr verursachst. Du darfst nicht vergessen, dass für das Stück Fleisch schon Unmengen an Wasser und Pflanzenmasse benötigt werden. Somit ist unterm Strich, nicht nur in Betrachtung des Energiewertes, Fleisch deutlich teurer.
Der Veganer, der dabei bleibt sich einfach nur ohne tierische Produkte ernähren möchte, erkennt irgendwann, dass es ein Idealismus ist. Aber das macht es ja nicht weniger erstrebenswert oder zumindest wert es zu versuchen. Leid nicht einmal zu mindern, nur weil vollständige Leidbeseitigung nicht möglich ist, halte ich nicht wirklich für einen rühmlichen Standpunkt. Dass ein Veganer wirklich sagt, dass er durch seine Entscheidung kein Lebewesen töte, halte ich für sehr selten. Das Bewusstsein ist da schon vorhanden und so wird entweder explizit von Tieren gesprochen oder der Absicht Leid vermeiden zu wollen. Aber das sind unnötige Detailfragen.
Als weiteren Schritt kann sich der Mensch damit abfinden, dass zum Leben das Sterben gehört und selbst grundegende, natürliche Verhaltensweisen bei den meisten Lebewesen dazu führen, dass andere zu Schaden oder sogar zum Tode kommen. In der Regel passiert das aber nicht maßlos und ohne Notwendigkeit. Wir Menchen könnten uns außerdem auferlegen unseren Fähigkeiten auch die Pflicht aufzuerlegen umso mehr danach zu schauen, ob wir die Welt nicht eher besser als schlechter machen könnten. Wie du sagst, es wird philosophisch 🙂
Desweiteren ist es möglich die Ernährung nicht nur in Hinsicht auf die tierischen Bestandteile zu hinterfragen, sondern auf das gesamte zerstörerische Ausmaß und dann bleiben nur noch die Früchte. Aber das Fass will ich hier erst einmal nicht auch noch aufmachen 😀
Menschen, die kein Tier oder keine tierischen Produkte essen, brauchen dir nicht leid zu tun. Heutzutage werden die meisten unter ihnen die Erfahrung und Geschmackserlebnisse gemacht haben und haben sich dann eben bewusst dagegen entschieden. Zudem wird der Unterschied in Textur und Geschmack immer kleiner, für diejenigen, denen es wirklich darauf ankommt.
Es wäre auch nicht angebracht, wenn ich sage, dass du mir leid tust, dass du dich immer noch von anerzogenen Verhaltensmustern und Trieben leiten lässt und ich mich bewusst gegen etwas entscheiden kann, was mir falsch erscheint, auch wenn es reizvoll ist. Es klingt auch überheblich.
Ein anderer Ansatz wäre dir vor Augen zu halten was es weltweit alles für Speisen gibt, die mancheiner köstlich findet, du aber vielleicht ekelig. Geschmack ist keine Argumentationsgrundlage.
Auch wenn es schnell darauf hinaus läuft bei Unterhaltungen über das Essen zum Veganismus und Karnismus zu kommen, so geht es mir persönlich inzwischen doch mehr um en kulturellen und psycholgischen und auch gesellschaftlichen. Denn meiner Meinung nach kann Essen keine Privatangelegenheit sein solange die Herstellung und Produktion, Verbreitung und Verteilung globale Auswirkungen hat.